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Fachinitiative Bioraffinerien: Förderung von Rohstoffen im urbanen und industriellen Raum

Nachhaltige Bioraffinerien setzen auf Rückgewinnung von versteckten Rohstoffen aus Abfall und Abwasser

Stuttgart. Abfall- und Abwasserströme aus Stadt und Industrie enthalten versteckte Rohstoffe. Metalle, Bio-Kunststoffe, Wasserstoff, Strom, Düngemittel und Plattform-Chemikalien sind Produkte, die mit den Klär- und Abfallbehandlungsanlagen der Zukunft aus Abfall und Abwasser erzeugt werden können.

Teams aus Unternehmen sowie Forscherinnen und Forschern aus ganz Baden-Württemberg arbeiten an der Erprobung neuer Pilot- und Demonstrationsanlagen, um Klär- und Abfallbehandlungsanlagen zu nachhaltigen urbanen und industriellen Bioraffinerien auszubauen. Ziel ist die Aufbereitung verschmutzter Abfall- und Abwasserströme. Dabei werden die Prozesse so optimiert, dass die nicht erwünschten Fremdstoffe als Rohstoffe zurückgewonnen werden. Der Rohstoffkreislauf wird geschlossen, indem neue Produkte entstehen.

„Jeder von uns kennt den gelben Sack und die Papiertonne. Die Kreislaufwirtschaft hat in Deutschland ein gutes Image. Die schlummernden Potenziale, vor allem im Abwasserbereich, sind allerdings noch riesig“, so Dr.-Ing. Anette Zimmermann, Leitung Umwelttechnik und Bioökonomie bei Umwelttechnik BW, der Landesagentur für Umwelttechnik und Ressourceneffizienz in Baden-Württemberg.

Das Land Baden-Württemberg finanziert gemeinsam mit der EU im Rahmen des EFRE-Förderprogramms „Bioökonomie – Bioraffinerien zur Gewinnung von Rohstoffen aus Abfall und Abwasser – Bio-Ab-Cycling“ Pilot- und Demonstrationsanlagen. Hier werden Möglichkeiten zur Rohstoffrückgewinnung aus Abfall- und Abwasserströmen untersucht. Um den Austausch dieser Projekte untereinander zu stärken und die gewonnenen Erkenntnisse national und international bekannt zu machen, wurde die „Fachinitiative urbane und industrielle Bioraffinerien“ bei der Landesagentur für Umwelttechnik und Ressourceneffizienz ins Leben gerufen. Durch die Vernetzung und den Austausch von Informationen und Erfahrungen während der Projektumsetzung stärkt die Fachinitiative den Fortschritt der geförderten Projekte im Sinne eines kollektiven Innovationsprozesses.

„Visionäre aus Baden-Württemberg zeigen immer wieder, dass wirtschaftliches Handeln mit Ressourcen- und Klimaschutz vereinbar ist. Es erfüllt mich mit Stolz, dass wir mit einem Team aus Experten den Weg zu einer nachhaltigen Bioökonomie ebnen und den Transformationsprozess unterstützen“, so Sebastian Schmid, Projektleiter bei Umwelttechnik BW GmbH.

Die Fachinitiative startet mit fünf Pilot-Projekten:

  • RoKKa (Rohstoffquelle Klärschlamm und Klimaschutz auf Kläranlagen): Anhand von sechs neuen Anlagen zur Stickstoff-Rückgewinnung, Phosphat-Rückgewinnung, CO2-Abtrennung, Elektrosynthese und Mikroalgenproduktion auf der Kläranlage Erbach wird die Produktion von Wertstoffen wie etwa Stickstoff, Phosphat, CO2 und Mikroalgen auf Kläranlagen erforscht und demonstriert.
  • KoalAplan (Kommunales Abwasser als Quelle für Ammoniumstickstoff, Wasserstoff und Bioplastik – die Bioraffinerie Büsnau): Ziel des Projektes ist, dass die Nutzung des Feststoffanteils des kommunalen Abwassers nicht wie bisher nur in der Produktion des vergleichsweise billigen und klimarelevanten Gases Methan besteht, sondern eine Aufwertung in nachhaltigere Produkte, wie Bio-Kunststoffe, erfolgt.
  • InBiRa (Die Insektenbioraffinerie): In verwertet werden können. Die Insektenbiomasse wird anschließend zu Schmierstoffen, Klebstoffen, Bindemitteln, Beschichtungen und Verpackungsmaterialien aufbereitet.
  • BW2Pro (Biowaste to Products): In dieser Bioabfallraffinerie soll täglich eine Tonne Bioabfall in hochwertige Produkte und -rohstoffe verarbeitet werden. Der Bioabfall wird über hohen Druck und hohe Temperaturen aufgespalten, um daraus Biogas, Dünger und Bio-Kunststoffe zu erzeugen.
  • SmartBioH2-BW (Biowasserstoff aus industriellen Abwasser- und Reststoffströmen als Plattform für vielseitige Biosynthesewege): Das Projekt SmartBioH2-BW zielt auf die Integration einer Bioraffinerie in eine bestehende Industrieumgebung und erzeugt Biowasserstoff aus industriellen Abwasser- und Reststoffströmen.

Um Marktakzeptanz für die hergestellten Produkte zu erreichen, unterstützt die Fachinitiative Projektpartner dabei, Verwertungswege für die Produkte zu erarbeiten und Absatzmöglichkeiten zu finden. Die verschiedenen Ansätze von urbanen und industriellen Bioraffinerien und der erzeugten Produkte werden durch die Fachinitiative aktiv im Land beworben. Lösungen und Fortschritte werden über nationale und internationale Fachveranstaltungen einem großen Unternehmenspublikum bekannt gemacht. Die Fachinitiative Bioraffinerien vereint die Kompetenzen bei der Rückgewinnung von Rohstoffen aus Abfall und Abwasser und transportiert dieses Wissen in Wirtschaft und Gesellschaft.

Das Land Baden-Württemberg vollzieht derzeit mit der Umsetzung der Landesstrategie Nachhaltige Bioökonomie den Wandel hin zu einer nachhaltigeren Wirtschaftsweise. Durch eine branchenübergreifende biologische Transformation soll der notwendige Wandel zu einer auf erneuerbaren und biologischen Ressourcen beruhenden, rohstoffeffizienten und kreislauforientierten Wirtschaft vollzogen werden.

Das Projekt wird gefördert durch das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg im Rahmen des EFRE Programms „Bioökonomie – Bioraffinerien zur Gewinnung von Rohstoffen aus Abfall und Abwasser – Bio-Ab-Cycling“. EFRE ist ein europäischer Strukturfonds, der den wirtschaftlichen, territorialen und sozialen Zusammenhalt innerhalb der EU unterstützt. Projektkoordination und Öffentlichkeitsarbeit erfolgen durch Umwelttechnik BW, die Landesagentur für Umwelttechnik und Ressourceneffizienz Baden-Württemberg.

Weitere Informationen zum Projekt erhalten Sie unter folgendem Link:

https://www.umwelttechnik-bw.de/de/fachinitiative-bioraffinerien

Autor:Antje Sacher
Quelle:Umwelttechnik BW GmbH